Aktivitäten
- Zu den Teehausminiaturen
Gerhard Baumann übergibt dem Förderverein ein weiteres, diesmal hochkomplexes und farbiges Modell im Maßstab 1:150.
Das Modell ist derart reich an Details, dass sogar jede einzelne hölzerne Büge unter dem Überstand des Daches nachzubauen ist, wie auch die vier außenliegenden Sandsteintreppen und die Eckpostamente minutiös herausgearbeitet werden. Es ist so kreativ wie virtuos, wie Gerhard Baumann mit Karton, Schere und Kleber faszinierende Miniaturen realer Bauwerk fertigt. Zum Glück hat ihn auch unser Teehaus fasziniert und dazu motiviert.
- Die Rheinpfalz - Presse
Gerhard Baumann steht im Mittelpunkt des Berichtes von Stephanie Becker. Überschrieben ist dieser mit „Große Baukunst im kleinen Format“ und unterschrieben mit „Blickpunkt: Der Förderverein Teehaus Ruppertsberg gibt seit über drei Jahren alles für den denkmalgerechten Wiederaufbau der Landmarke. Gerhard Baumann, Werklehrer für Technik und Kunst im Ruhestand, hat jetzt einen ganz besonderen Weg gefunden, um Spenden zu sammeln.“
(Anmerkung von Birgit Franz:
Die 150 Exemplare des einfachen Modells für Schüler im Maßstab 1:100 waren nach der seinerzeitigen Ankündigung im Amtsblatt vom 27.11.2020 derart schnell – noch vor Weihnachten – vergriffen, dass sich der Förderverein ohne zu zögern für einen Nachdruck entschieden hat.)
Liebe Mitglieder, Freunde und Förderer, geschätzte Unterstützer*innen aus den Handwerksbetrieben, Restaurierungsateliers, Fachbehörden und Verwaltungseinrichtungen, über den Jahreswechsel ruht unsere Baustelle. Allerdings nur ein klitzekleines Weilchen! Wir wollen dieses Zeitfenster nutzen, um kurz zur Ruhe zu kommen. Doch nicht, ohne zuvor Ihnen/Euch herzlichst DANKE zu sagen!
Ob der vielen helfenden, gebenden, fördernden Hände sowie motivierenden Gesten und Gespräche sind wir alle zusammen auch im Jahr 2020 wieder mit Siebenmeilenstiefeln vorangekommen. Das Teehaus selbst scheint sich bei all der Zuwendung höchst wohl zu fühlen. Aus der brandgeschädigten Ruine ist äußerlich schon wieder ein geschliffenes Juwel geworden, gefasst von der Fruchtbarkeit des Rebenmeeres. Und auch im Inneren geht es dank der versierten Handwerksbetriebe und Restaurierungswerkstätten mit großen Schritten voran. Die Magie des Ortes, geprägt von Gelassenheit, Ruhe und Schönheit, ist zunehmend wieder spürbar.
Von ganzem Herzen sendet Ihnen/Euch der elfköpfige Vorstand ein virtuelles DANKESCHÖN und wünscht friedvolle Festtage und für das neue Jahr 2021 Gesundheit und Wohlergehen! Möge es ein Jahr werden, welches uns allen wieder mehr Vis-à-Vis-Kommunikation und die geliebte Pfälzer Lebensart ermöglicht!
– Herbstplauderei
Liebe Mitglieder, Freunde, Förderer und Ausführende, in der großen Hoffnung, dass es Ihnen/Euch in diesen schwierigen Zeiten unbeschadet dessen gut geht, berichte ich heute über den begeisterten Besuch unserer jüngsten Teehaus-Fans, die sogleich unser neues Merchandise-Produkt ausprobieren durften, sowie über den aktuellen Sachstand.
Ein besonders fröhliches Ereignis war der Besuch der Ruppertsberger Hortkinder, die für ihr Herbstferienprogramm das Thema Ruppertsberg mit Besuch des Teehauses ausgewählt hatten. Eine solche Heimatverbundenheit ist einfach zur Freude! Die zwölf jungen Ruppertsberger Teehaus-Fans besuchen derzeit die Klassen 1-4 der Deidesheimer Grundschule.
Ursula Knoll und Birgit Franz erzählten zunächst kindgerecht die Geschichten zur Entstehung solcher Teehäuser, zum Brand sowie zum Wiederaufbau.
Zum Abschluss des Morgens von ihren beiden Erzieherinnen, Anne Neuber und Elke Joost, gefragt, was für jedes Kind das Spannendste war, konnten insbesondere die Römer punkten. Auch deshalb, weil Ursula Knoll die mundgeblasene Nachbildung eines prächtigen Römerglases mitgebrachte. Diese ist einem Original nachempfunden, welches Grabbeigabe in einem der Sarkophage war, die man einst bei Grabungen in der Weinlage Hoheburg gefunden hat.
Die Magie des Ortes hat die Phantasie in den Köpfchen der Kinder beflügelt, wie unter anderem das Legostein-Modell vom Teehaus zeigt. Zur Erinnerung und zum Weiterbauen mit Papier bekam jedes Kind einen Bastelbogen mit dem einfachen Kartenmodell im Maßstab 1:100 von Gerhard Baumann. Als pensionierten Kunstlehrer hat der leidenschaftliche Modellbau-Entwickler schon für so manchen Förderverein die Baukunstwerke nicht nur als Miniatur nachgebaut, sondern per Modellbau-Bogen aufbereitet und vervielfältigt zur Verfügung gestellt.
Ausschneiden, zusammenkleben und bemalen sind die nächsten Etappenziele. Derzeit arbeitet Gerhard Baumann an der komplexen Bauversion für Erwachsene, die dann auch koloriert sein wird.
Wer mit dem einfachen Modell seinen Kindern oder Enkeln eine Freude machen möchte, der kann gegen eine Spende von mindestens 5 Euro/Bogen diese(n) bei der Schriftführerin des Fördervereins im Schlossgarten 54 in Ruppertsberg oder der 1. Vorsitzenden in der Heumarktstraße 1 in Deidesheim abholen.
Der Förderverein bedankt sich sehr herzlich bei Herrn Baumann für sein detailfasziniertes Engagement.
Und last but not least zu den Baufortschritten
In den vergangenen Sommermonaten hat unser Teehauses bezogen auf seine Instandsetzung Quantensprünge erlebt. Entsprechend (sehr) viel gab es zu bedenken, zu regeln und zu entscheiden:
Das Terrassenplateau ist soweit für die Bepflanzung vorbereitet, die planmäßig Mitte November erfolgen soll – hier sei all den emsig vor Ort aktiven Mitgliedern, die ausgekoffert und neu verfüllt haben, gedankt. Da der Außenputz nicht zu erhalten war – hierzu gab es zahlreiche Untersuchungen und Besprechungen –, wurde er erneuert und gestrichen, die Sandsteinelemente wie Sockel, Gewände und Treppen wurden gereinigt, ausgebessert und verfugt. Der Bügenkranz des Hauptdaches ist nach Befund in einem warmen Gelb-Ocker farblich gefasst.
Auch im Inneren geht es voran. Auch hier war der Putz derart geschädigt, dass hier bis auf zwei sog. „Fenster in die Geschichte“, die das Original bezeugen, erneuernd gearbeitet werden musste. Ein großer Dank geht auch an die Mitglieder, die die fehlende Bodenplatte im kleinen Zugang betoniert haben. Unter hermetischen Bedingungen musste zudem jener Teil entsorgt werden, der seinerzeit mit dem giftigen „Schweinfurter Grün“ gestrichen wurde.
In Kürze wird die elektrische Wandheizung installiert, die abschließende Wandglätte aufgebracht, die Haustechnik weiter vorangebracht und Vieles mehr. Der Restaurator der denkmalgeschützten WC-Ausstattung hat das filigrane Waschbecken mit Muschelapplikationen und zierlicher Armatur liebevoll gereinigt. Die historische Toilette wird derzeit nachgerüstet, damit sie unseren heutigen Vorstellungen entspricht und wieder genutzt werden kann.
Geradezu phantastisch kommt das inzwischen aufwändig restaurierte Holzwerk – Lamperien, Zargen, Türblätter und die Holzkassettendecken mit Laubrankenbemalung – daher. Die Brandspuren auf der Treppe zur Laterne bleiben als Erinnerung an das Brandereignis dennoch bewusst sichtbar, allerdings ausdünstungsverkapselt. Noch in der Werkstatt ist eines der Türblätter mit besonders starker Brandblasenbildung. Dieses wird derzeit von der angehenden Restauratorin Carla Helmrich im Rahmen ihrer Bachelorabschlussarbeit untersucht, bewertet und aufgearbeitet. In diesem Fall profitieren wir von dem Wissen und Können der jungen Studentin an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Hildesheim und dem Expertenwissen ihrer Fachbetreuer.
Ebenfalls vorangeschritten sind die detaillierten Abstimmungen mit der Verbandsgemeinde zur standesamtlichen Nutzung. Erste Anfragen sind bereits eingegangen. Erfreulich!
Zudem gehen die Schrankmöbel, in welchen die für den Bewirtungsbetrieb notwendigen Ausstattungen wie Geschirrspüler, Waschbecken, etc. für die standesamtliche Nutzung „versteckt“ sind, dieser Tage in die Ausschreibung.
Und, und, und … demnächst sicher mehr!
Soweit für heute mit den allerbesten Wünschen, vor allem für Ihre Gesundheit und auch für unseren Verein! Es grüßt Sie herzlich Ihre Birgit Franz (1. Vorsitzende)
- Der Pilger, Ausgabe Herbst 2020 - Presse
Eigentlich wollte Der Pilger – Magazin für die Reise durchs Leben über das bevorstehende Konzert der Chorgemeinschaft Deidesheim am Teehaus anlässlich des Tages des offenen Denkmals 2020 berichten. Doch pandemiebedingt findet das von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz für Deutschland organisierte Großereignis ausschließlich digital statt. Umso schöner, dass Dr. Christine Kraus von der Pilger Redaktion mit dem Titel „Ein Teehaus mitten im Weinberg. Ein Ort mit ganz besonderem Flair für kulturelle Veranstaltungen“ dem Kleinod auf S. 141 einen schönen Bericht mit Foto widmete.
- Resonanz anlässlich des „Digitalen Tages des offenen Denkmals“
Unser Kurzfilm hat seine Fans gefunden – oder umgekehrt: unser Teehaus seine Fans. So waren wir unmittelbar auf der Homepage der Deutschen Stiftung Denkmalschutz verlinkt und wer nach Garten- und Landschaftsdenkmalen suchte, stieß mehr oder minder automatisch auf uns. Und auch die Pressemitteilung der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz verwies mit Bildbeitrag auf das Teehaus Ruppertsberg mit den Worten „eine der schönsten Landmarken an der Deutschen Weinstraße“ auf den „Wiederaufbau nach dem Brand 2014“.
- Tag des offenen Denkmals 2020
Zum digitalen Tag des offenen Denkmals 2020 „Chance Denkmal: Erinnern. Erhalten. Neu denken“ laden wir herzlich dazu ein, die Magie des Ortes zu entdecken. Die Impressionen im Kurzclip zeigen im Zeitraffer, kaleidoskopartig, die wesentlichen Meilensteine des bisherigen Wiederaufbaus nach dem verheerenden Brand im Jahre 2014. Schon jetzt ist spürbar, wie es sich anfühlen kann, wenn ab 2021 hier mit Blick über das Rebenmeer an der Deutschen Weinstraße und auf die Haardt, den Ostrand des Pfälzer Waldes, gefeiert, getagt und auch – man höre und staune – standesamtlich getraut wird.
Sind Sie, seid Ihr neugierig auf die Hintergründe der Erbauung des Ruppertsberger Teehauses geworden?
Im 19. Jahrhundert wurden solch szenische Bauwerke zur Verschönerung der Landschaft errichtet. Hintergrund dieser kleinen, feinen baulichen Eingriffe waren die Landverschönerungsmaßnahmen unter König Ludwig I. von Bayern (geboren 1786 in Straßburg, gestorben 1868 in Nizza). So entstanden zahlreiche Weinbergtempelchen und Pavillons, die von Anfang an als Lusthäuschen konzipiert waren.
Als die Pfalz bayerisches Gebiet war (ab 1816) und die Gemeinden in seiner „neuen“ pfälzischen Heimat finanziell besser aufgestellt waren als in seinem Stammland, trug sein gestalterisch begeisterndes Wirken hier schnell Früchte. Insbesondere die wohlhabenden Winzer griffen seine staatlichen Vorgaben auf. So auch der Weingutsbesitzer Ludwig Heinrich Wolf aus Wachenheim. Der ließ das Ruppertsberger Teehaus zusammen mit dem Bau der benachbarten, aus Wohnhaus und Wirtschaftsgebäuden bestehenden Hofanlage errichten. Nicht von ungefähr ist in der klassizistischen Architektursprache des Teehauses daher das Vorbild im Englischen Garten in München erkennbar, beispielsweise an der pagodenartigen Anmutung des Dachaufbaus.
Nicht nur die heutigen Pfälzerinnen und Pfälzer vergleichen das gefühlt mediterrane Klima ihrer Heimat mit Italien, nein, auch der bayerische König. Seine Begeisterung für die griechische und römische Antike führte ihn auf zahlreiche Italienreisen und fand ihren Niederschlag in berühmten klassizistischen Bauten wie dem Königsplatz in München oder der hoch über der Donau bei Regensburg thronenden Walhalla, um nur zwei herausragende Beispiele zu nennen.
In der Pfalz bot sich dem Liebhaber der italienischen Landschaft die Möglichkeit, ein Stück Italien auf deutschem Grund zu gestalten. Kulturgeschichtlich fiel die Regentschaft des Königs in die Epoche der Romantik und so war auch er beflügelt von der Sehnsucht, dass seine Heimat einer romantischen, idealen Parklandschaft gleichen sollte: einem Garten Eden! Entsprechend unterstützte er deshalb die seitens der Baugewerkschule München erarbeiteten Programme zur Landesverschönerung.
Gerade deshalb, weil die in der Pfalz entstandenen Lusthäuser und Pavillons keinem einheitlichen Stil folgten, entstand eine verzaubernde Buntheit. Hier finden sich Inspirationen aus der griechischen Reckteck- und Rundtempelarchitektur, im romanischen und auch im italienischen Stil. Selbst die mittelalterlichen Burgen wurden korrespondierend gespiegelt.
Wie sehr die pfälzische Landschaft den König geradezu verzückte, demonstrierte er mit dem gewollten Verzicht auf einen Schlosspark um seinen pfälzischen Landsitz „Villa Ludwigshöhe“ im nahen Edenkoben. Erkannte er doch, inspiriert von der natürlich anmutenden englischen Gartenarchitektur, die ihn umgebenden Weinberge als eine einzige, großartige Parklandschaft. Die bis weit in das Rheintal sichtbare Villa italienischer Art, erbaut nach Plänen des Hofbaumeisters von Friedrich von Gärtner, greift nach italienischer Anregung klassizistische Stilformen auf. So wie unser Ruppertsberger Teehaus auch, dass nach der digitalen auch der analogen Bereisung lohnt.
Auf eine atmosphärische Reise entlang der heutigen Deutschen Weinstraße mitgenommen, finden sich noch zahlreiche dieser punktuellen, weithin sichtbaren Eingriffe in die Landschaft, deren Besuche mehr als lohnen. Viel Spaß dabei.