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Aktivitäten

- Tag des offenen Denkmals 2020

Zum digitalen Tag des offenen Denkmals 2020 „Chance Denkmal: Erinnern. Erhalten. Neu denken“ laden wir herzlich dazu ein, die Magie des Ortes zu entdecken. Die Impressionen im Kurzclip zeigen im Zeitraffer, kaleidoskopartig, die wesentlichen Meilensteine des bisherigen Wiederaufbaus nach dem verheerenden Brand im Jahre 2014. Schon jetzt ist spürbar, wie es sich anfühlen kann, wenn ab 2021 hier mit Blick über das Rebenmeer an der Deutschen Weinstraße und auf die Haardt, den Ostrand des Pfälzer Waldes, gefeiert, getagt und auch – man höre und staune – standesamtlich getraut wird.

Sind Sie, seid Ihr neugierig auf die Hintergründe der Erbauung des Ruppertsberger Teehauses geworden?

Im 19. Jahrhundert wurden solch szenische Bauwerke zur Verschönerung der Landschaft errichtet. Hintergrund dieser kleinen, feinen baulichen Eingriffe waren die Landverschönerungsmaßnahmen unter König Ludwig I. von Bayern (geboren 1786 in Straßburg, gestorben 1868 in Nizza). So entstanden zahlreiche Weinbergtempelchen und Pavillons, die von Anfang an als Lusthäuschen konzipiert waren.

Als die Pfalz bayerisches Gebiet war (ab 1816) und die Gemeinden in seiner „neuen“ pfälzischen Heimat finanziell besser aufgestellt waren als in seinem Stammland, trug sein gestalterisch begeisterndes Wirken hier schnell Früchte. Insbesondere die wohlhabenden Winzer griffen seine staatlichen Vorgaben auf. So auch der Weingutsbesitzer Ludwig Heinrich Wolf aus Wachenheim. Der ließ das Ruppertsberger Teehaus zusammen mit dem Bau der benachbarten, aus Wohnhaus und Wirtschaftsgebäuden bestehenden Hofanlage errichten. Nicht von ungefähr ist in der klassizistischen Architektursprache des Teehauses daher das Vorbild im Englischen Garten in München erkennbar, beispielsweise an der pagodenartigen Anmutung des Dachaufbaus.

Nicht nur die heutigen Pfälzerinnen und Pfälzer vergleichen das gefühlt mediterrane Klima ihrer Heimat mit Italien, nein, auch der bayerische König. Seine Begeisterung für die griechische und römische Antike führte ihn auf zahlreiche Italienreisen und fand ihren Niederschlag in berühmten klassizistischen Bauten wie dem Königsplatz in München oder der hoch über der Donau bei Regensburg thronenden Walhalla, um nur zwei herausragende Beispiele zu nennen.

In der Pfalz bot sich dem Liebhaber der italienischen Landschaft die Möglichkeit, ein Stück Italien auf deutschem Grund zu gestalten. Kulturgeschichtlich fiel die Regentschaft des Königs in die Epoche der Romantik und so war auch er beflügelt von der Sehnsucht, dass seine Heimat einer romantischen, idealen Parklandschaft gleichen sollte: einem Garten Eden! Entsprechend unterstützte er deshalb die seitens der Baugewerkschule München erarbeiteten Programme zur Landesverschönerung.

Gerade deshalb, weil die in der Pfalz entstandenen Lusthäuser und Pavillons keinem einheitlichen Stil folgten, entstand eine verzaubernde Buntheit. Hier finden sich Inspirationen aus der griechischen Reckteck- und Rundtempelarchitektur, im romanischen und auch im italienischen Stil. Selbst die mittelalterlichen Burgen wurden korrespondierend gespiegelt.

Wie sehr die pfälzische Landschaft den König geradezu verzückte, demonstrierte er mit dem gewollten Verzicht auf einen Schlosspark um seinen pfälzischen Landsitz „Villa Ludwigshöhe“ im nahen Edenkoben. Erkannte er doch, inspiriert von der natürlich anmutenden englischen Gartenarchitektur, die ihn umgebenden Weinberge als eine einzige, großartige Parklandschaft. Die bis weit in das Rheintal sichtbare Villa italienischer Art, erbaut nach Plänen des Hofbaumeisters von Friedrich von Gärtner, greift nach italienischer Anregung klassizistische Stilformen auf. So wie unser Ruppertsberger Teehaus auch, dass nach der digitalen auch der analogen Bereisung lohnt.

Auf eine atmosphärische Reise entlang der heutigen Deutschen Weinstraße mitgenommen, finden sich noch zahlreiche dieser punktuellen, weithin sichtbaren Eingriffe in die Landschaft, deren Besuche mehr als lohnen. Viel Spaß dabei.